Ein Chronogramm ist eine Inschrift, in der jene Buchstaben, die auch römische Zahlzeichen sein können ( M, D, C, L, X, V, I), besonders hervorgehoben werden. Die Addition dieser Zahlen ergibt immer eine Jahreszahl. Bei Inschriften auf Bauwerken wird auf diese Weise in der Regel deren Fertigstellung oder Restauration datiert. Ein Beispiel:
AEDES HVC POSITAE PERSTENT IN NOMINE CHRISTI
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(das hierher gestellte Haus möge Bestand haben im Namen Christi.)
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Addiert man die hervorgehobenen Zahlzeichen, erhält man das Jahr 1710.
Dieses Chronogramm ist überdies in Versform verfasst (Hexameter), wodurch sein künstlerischer Wert noch gesteigert wird.
Bei Großbuchstaben wird im übrigen zwischen U und V nicht unterschieden: für beides steht das Zeichen V.
Nicht alle Versformen eignen sich für Inschriften. Bei sehr kurz auszuführenden Inschriften, etwa einer Ringgravur, ist eine Gestaltung in Versform aufgrund der Länge des Verses kaum möglich.
Bei Inschriften auf Bauwerken findet man als Versform meist den Hexameter oder das sogenannte elegische Distichon. Letzteres eignet sich auch besonders für Grabinschriften.
Als besonders schönes Beispiel sei dazu das Grabepigramm des römischen Dichters Vergil genannt:
MANTVA ME GENVIT CALABRES RAPVERE TENET NVNC
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PARTHENOPE. CECINI PASCVA RVRA DVCES
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(Mantua hat mich hervorgebracht, Kalabrien (hat mich) hinweggerafft. Nun birgt mich Parthenope (=Neapel). Ich besang Hirten, Landbau und Helden.)
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Ein elegisches Distichon (Distichon= Zweizeiler) besteht immer aus einem längeren Vers mit sechs Hebungen (Hexameter) und einem kürzeren (Pentameter). Durch die genau festgelegte Abfolge von langen und kurzen Silben, auf die hier allerdings nicht näher eingegangen werden soll, ergibt sich ein besonders eleganter Sprachrhythmus. Das oben zitierte Vergilepigramm liest man so ( Betonte Silben durch Akzente hervorgehoben):
Mántua mé genuít, Calabrés rapuére; tenét nunc
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Párthenopé. Ceciní páscua rúra ducés.
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Für die metrische Wiedergabe von Sprichwörtern, Sentenzen u.dgl. eignet sich neben dem Hexameter im besonderen auch der jambische Senar, z.B.:
Amícus cértus ín re incérta cérnitùr
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(etwa: einen verlässlichen Freund erkennt man in unsicherer Lage)
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Der für deutsche Gedichte so typische Endreim war in der antiken römischen Dichtung nicht üblich, findet sich jedoch häufig in den lateinischen Gedichten des Mittelalters. Aus dieser Zeit stammen auch Hexameter, die einen Binnenreim aufweisen (die sogenannten Leoninischen Hexameter). Dazu ein bekanntes Beispiel:
Contra vim mortis non est medicamen in hortis
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(Gegen die Macht des Todes gibt es kein Heilmittel im Garten)
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Selbstverständlich kann ich Ihnen für Ihren Textvorschlag – je nach Anlass und Verwendung – noch weitere Versformen anbieten
(siehe die nachfolgende Übersicht).
Übersicht der angebotenen Versformen
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Versform |
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besonders geeignet für |
Hexameter |
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universell verwendbar (ausgenommen Liebesgedichte), Grabinschriften |
elegisches Distichon |
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Todesanzeigen, Grabinschriften, Chronogramme, Liebesgedichte |
Jambischer Senar |
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Sinnsprüche |
Hendekasyllabus |
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Liebesgedichte; Scherzhaftes, Spöttisches |
Choljambus |
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Spottgedichte |
Alkäische Strophe |
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feierliche Anlässe, ernste Themen |